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"Ich trage es und ihr helft mir dabei durch Euer Gebet, durch Eure Geduld, durch Euer Gottvertrauen, durch Eure Ergebung in den Willen Gottes. Keinem Menschen wollen wir fluchen, keinem etwas nachtragen, mit allen wollen wir gut sein."

Seliger Georg Häfner

Vita von Pfarrer Georg Häfner

Vorgetragen von Domdekan Monsignore Günter Putz, diözesaner Postulator, bei der Feier der Seligsprechung am Sonntag, 15. Mai 2011, im Würzburger Kiliansdom

Georg Häfner wird am 19. Oktober 1900 als Sohn des städtischen Arbeiters Valentin Häfner und dessen Ehefrau Babette in Würzburg geboren. Nach dem Besuch des Alten Gymnasiums in Würzburg 1910 bis 1918 und dem bestandenen Kriegsabitur studiert er – nach einem einjährigen militärischen Hilfsdienst unter anderen in Lüttich – Theologie in Würzburg von 1919 bis 1924. In dieser Zeit tritt er dem Katholischen Studentenverein Unitas bei. Wichtig für sein eigenes spirituelles Werden ist sein Eintritt in den Dritten Orden vom Berge Karmel. Häfner hatte durch die Karmelitinnen in Himmelspforten, wo er seit früher Kindheit bei der Heiligen Messe ministrierte, den Geist des Karmel in seiner jugendlichen Aufbauphase aufgenommen. Die Priesterweihe empfängt er am 13. April 1924 in der Michaelskirche zu Würzburg. Am Ostermontag feiert er im Kloster Himmelspforten Primiz. Nach Kaplanstätigkeiten in Motten (1924), Goldbach (8.2.-17.3.1925), Mürsbach (1925 – 1928), Altglashütten (1928 – 1934) wird er Pfarrer in Oberschwarzach (12. November 1934). Sein pastorales Wirken als Pfarrer fällt zusammen mit der Nazi-Diktatur. Als eifriger, überzeugter Geistlicher nimmt er seine Verpflichtungen und Aufgaben sehr ernst. Unausweichlich kommt es zum Konflikt mit den Nationalsozialisten. Der ruhige und eher introvertierte Geistliche wird politisch ein „Gegner“, ein Verfolgter. Der Bericht der bischöflichen Visitation vom 15. Juni 1938 charakterisiert ihn als eifrigen, gewissenhaften Seelsorger: „Die harmonische Visitation im Pfarrbezirk Oberschwarzach hat wohlbefriedigt. Die Kinder zeigen gute religiöse Kenntnisse. Am Kommunionempfang beteiligten sich erfreulicherweise gegen 700 Gläubige. (...) Für den pastorellen Eifer wird dem H. H. Pfarrer der oberhirtliche Dank ausgesprochen.“ Die Verdächtigung, Ablehnung und Verfolgung Häfners durch die Nazi-Anhänger nimmt zu, wie die erste Vernehmung seitens der Nazi-Behörden am 26. Januar 1941, das Verbot des Religionsunterrichtes am 22. August 1941 und das für die Einweisung ins KZ einleitende Denunziationsschreiben des Ortsgruppenleiters vom 17. August 1941 verdeutlichen. Die Schutzhaft wegen staatsabträglichen Verhaltens wird am 3. Oktober 1941 angeordnet. Am 31. Oktober 1941 erfolgt die Verhaftung. Trotz eines Schreibens des Generalvikars Miltenberger um Freilassung wird Häfner am 12. Dezember 1941 ins KZ Dachau abtransportiert. Der Gefangene mit der Nr. 28 876 stirbt am 20. August 1942 um 7.20 Uhr infolge von Phlegmone eines Hungertodes. Häfners eindeutige Abwehrhaltung zum Dritten Reich bringt ihn ins KZ. Die Verweigerung des Hitler-Grußes, seine klaren Warnungen in der Predigt, verdichten sich in einem Ereignis, das schließlich zu seiner Inhaftierung führt: die Beerdigung des Forstwarts Michael Wünsch. Gerade sein pastorales Vorgehen macht deutlich: Häfner hat nicht in erster Linie das Nazi-Regime bekämpft, sondern in der konsequenten Wahrnehmung seines priesterlichen Dienstes ist er Opfer seiner Gewissensüberzeugung geworden, ja im Grunde seiner seelsorglichen Pflicht. Um den Parteigenossen Wünsch mit der Kirche auszusöhnen und ihm ein kirchliches Begräbnis zu ermöglichen, legt er ihm durch seinen Kaplan eine Erklärung vor, nach der dieser seine standesamtlich geschlossene Ehe vor Gott und seinem Gewissen für ungültig halte. Damit wird die Verhaftung Häfners ausgelöst und konsequent durchgeführt. Häfners Lebenszeugnis bekommt in der Gefangenschaft in Dachau seine eigentliche Leuchtkraft.

Das Leben, Wirken, Leiden und Sterben Georg Häfners erschließt sich am eindringlichsten durch ihn selbst. Zuverlässig und authentisch vermitteln seine Briefe aus Schutzhaft und KZ einen gottergriffenen, christusverbundenen, seelsorglich motivierten Geistlichen, der Gottes Gegenwart an einem Ort äußerer Gottlosigkeit lebendig werden lässt. Aus seinen Gefangenschaftsbriefen lässt sich eine autobiografische Sinndeutung dieser Leidenszeit erschließen. Nicht die Zweitursachen deuten sein Leben aus, sondern die Erstursache: Gott. Häfner ist ein Berufener, als Christ, als Priester, als Gefangener. Sein Leben aus dem Glauben hilft ihm zur richtigen Seins-Deutung. Er klagt nicht seine Übeltäter oder die Rädelsführer an, die ihn in die missliche Lage gebracht haben.

So erweist sich Häfners pastorale Einstellung als Treue zu Christus. Aus der erfahrenen Gottesnähe nimmt er den ihm anvertrauten Dienst der Versöhnung radikal ernst. Es bleibt nichts Anderes, als keine Feinde zu haben, mit allen gut zu sein, mitzuwirken am erlösenden Weltgrundgesetz des dreifaltigen Gottes: Liebe sein, Liebe offenbaren, Liebe geben, damit die Menschen das Leben haben, und es in Fülle haben (vgl. Joh 10,10).

So wird in der Leidenszeit in Dachau in der Gestalt Georg Häfners ein Zeuge des Herrn lebendig, der sich ganz und gar in Gott beheimatet weiß. Er, der Gott als Grund seines Lebens erfährt, wird in eine Welt ohne Gott gesandt, um existentiell eine Welt mit Gott aufleuchten zu lassen. Ein Märtyrer der Versöhnung, ein Priester einer innigen Kreuzesliebe, ein Bote des Glaubens steht am Ende vor uns. Mit seinem Vermächtnis aus seinem Gefangenschaftsbrief vom 9. Dezember 1941: „Keinem Menschen wollen wir fluchen, keinem etwas nachtragen, mit allen wollen wir gut sein“, stellt sich Häfner mit seinem ganzen Lebenszeugnis unter die Bitte Jesu Christi am Kreuz: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun (Lk 23,33).“