Bruder Gregor Giegerich OSB
* 29. April 1913 in Großwallstadt
† 4. Oktober 1950 in Pjöngjang (Nordkorea)
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„Abtbischof Bonifaz Sauer, Pater Benedikt Kim und Gefährten“ heißt die Gruppe der Korea-Märtyrer offiziell, für die 2009 ein Seligsprechungsprozess eingeleitet wurde; sie umfasst 36 Märtyrer der Korea-Mission aus verschiedenen Klöstern und Gemeinschaften, die in den Jahren 1949 bis 1952 in Pjöngjang und Oksadok getötet wurden. Unter den Ordensleuten, die in Nordkorea ihres Glaubens wegen unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten und ermordet wurden, sind auch drei aus dem Bistum Würzburg. Dies sind die beiden Münsterschwarzacher Benediktiner Bruder Petrus Gernert und Bruder Gregor Giegerich sowie Pater Dr. Lucius Roth aus Weichtungen, der in St. Ottilien (Bistum Augsburg) bei den Missionsbenediktinern eingetreten ist.
Im Herbst 1908 fragte der französische Bischofs Mutuel bei den Missionsbenediktinern an, ob sie nicht seine Missionare auf dem schulischen Sektor in Asien unterstützen könnten. Die Benediktiner sagten ihre Hilfe zu und so reisten im Februar 1909 die Patres Bonifaz Sauer und Dominikus Enshoff nach Seoul in der japanischen Provinz Chosen (Korea). Wenig später eröffneten sie dort das erste Benediktinerkloster auf koreanischem Boden und bauten eine Handwerkerschule und ein Lehrerseminar auf. 1927 bezogen sie ein neues Kloster in Tokwon (heute Nordkorea) und gründeten ein weiteres Kloster in Yenki in der früheren Mandschurei, wo sie wertvolle Bildungs- und Aufbauarbeit leisteten. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs gerieten die Missionare aber zunehmend in Bedrängnis. Nach der Kapitulation Japans im August 1945 wurde die südliche Zone Chosens von den Amerikanern besetzt, während die Sowjets in den Norden einmarschierten und mit der Installation eines sozialistischen Staates begannen. 1946 wurde der Konvent in Yenki geschlossen und sämtliche Brüder verhaftet. Am 9. Mai 1949 besetzten die Kommunisten das Kloster Tokwon. Ein Teil der Gefangenen wurde nach harter Kerkerhaft in Pjöngjang getötet, der andere Teil im Internierungslager Oksadok unter unmenschlichen Bedingungen gefangen gehalten. Unzählige starben an Erschöpfung. Die letzten Überlebenden wurden im Februar 1954 in die europäische Heimat abgeschoben. In Südkorea bauten koreanische Mönche und Missionare ab 1952 das Kloster Waegwan auf, das sich zur blühenden Abtei entwickelte.
Bruder Petrus wurde am 14. Februar 1882 als fünftes Kind der Eheleute Josef und Margarete Gernert in Kleinwenkheim geboren und auf den Namen Josef Valentin getauft. Nach seiner Schulzeit war er bei verschiedenen Herrschaften als Dienstbote und Knecht tätig, bis er 1908 in das Konventualpriorat St. Ludwig eintrat, den Vorläufer der 1914 wiedererrichteten Abtei Münsterschwarzach. Am 7. Januar 1911 wurde er in das 1909 gegründete Kloster Seoul (Korea) ausgesandt, wo er zunächst für den landwirtschaftlichen Betrieb zuständig war. Nach der Verlegung der Abtei nach Tokwon wurde er 1927 mit der Bauleitung von Kloster und Abteikirche beauftragt. Schon damals war Bruder Petrus körperlich angeschlagen, wurde aber wegen seines hervorragenden Urteilsvermögens hoch geschätzt. Eine Chronik berichtet über ihn: „Bruder Petrus war der große Praktikus und der getreue Ekkehard des Klosters, ein nimmermüder Ökonom und Baumeister“.
Nach der gewaltsamen Auflösung Tokwons wurde Bruder Petrus im Mai 1949 zusammen mit anderen Patres, Brüdern und Schwestern nach Pjöngjang und von dort in das Gefangenen- und Arbeitslager Oksadok gebracht. Er starb am 3. Juli 1949 an den Folgen von Unterernährung und Erschöpfung. Im Bericht der Lagerärztin heißt es: „Meist lag er still betend auf seinem Lager, und in der Nacht vom 2. auf 3. Juli ging er so still und leise heim, dass es nicht einmal sein Nachbar bemerkte, der dicht neben ihm lag.“ Bruder Petrus’ stiller Tod, in dem er sich betend in die Hände Gottes barg, wurde so zum Zeichen seiner Spiritualität.
Bruder Gregor Giegerich wurde am 29. April 1913 in Großwallstadt als ältestes von zehn Kindern der Landwirte Alois und Berta Giegerich geboren. Sein Taufname lautete Ludwig. Nach dem Besuch der Volksschule kam er als Bruderzögling nach Münsterschwarzach. Von 1928 bis 1932 erlernte er den Beruf des Elektrikers und half beim Bau der Abteikirche mit. Ein Foto aus jener Zeit zeigt ihn im Alter von 19 Jahren fröhlich lachend mit Steigeisen auf einem Elektromast. Bruder Gregor wurde am 6. Januar 1939 nach Tokwon ausgesandt, wo er beim Aufbau der Stationen half. Nach der gewaltsamen Auflösung der Abtei kam er in das Gefängnis von Pjöngjang. Er wurde mit dem todkranken Abtbischof Bonifaz in die eiskalte Einzelle gesperrt und begleitete diesen im Sterben. Am 4. Oktober 1950 wurde er gemeinsam mit anderen Gefangenen durch Genickschuss getötet.
Der Kern von Bruder Gregors Spiritualität lag Augenzeugenberichten zufolge in seiner fröhlichen und optimistischen Art, seiner „inneren Heiterkeit, die Ja gesagt hat zu den alltäglichen Aufträgen, die einverstanden war mit dem konkreten Leben als Mönch und als Handwerker“, so Benediktinerpater Anselm Grün.
Pater Lucius Roth wurde am 19. Februar 1890 als Konrad Roth in Weichtungen bei Maßbach geboren. Von seinen Eltern Isidor und Katharina Roth gibt es keine schriftlichen Unterlagen; der Eintritt einer leiblichen Schwester Roths bei den Tutzinger Benediktinerinnen sowie die Tatsache, dass sein Vater Isidor 1910 eine Mariengrotte errichtete, lässt vermuten, dass das Elternhaus religiös geprägt war. Schon im Kindesalter fielen die hohe Begabung und Frömmigkeit des Jungen auf, so dass Kaplan Georg Döhling von Löhrit ihn 1904 dem Oberen des Priorats St. Ludwig ans Herz legte. Aufgrund dieser Empfehlung konnte Roth das Privat-Gymnasium in St. Ottilien besuchen, wo er 1909 das Abitur ablegte. Nach dem Ordenseintritt in St. Ottilien im September 1909 folgte das Theologiestudium an der Ordenshochschule Sant’Anselmo in Rom, wo er 1914 promovierte. Zurück in Deutschland wurde er nach seiner Priesterweihe am 5. Juli 1914 zum Sekretär des Apostolischen Nuntius Eugenio Pacelli (später Papst Pius XII.) in München berufen. Der Nuntius „schätzte die fleißige, gewissenhafte und geschickte Art seines neuen Mitarbeiters sehr“, heißt es und so blieb Pater Lucius bis 1924 in München.
Am 17. August 1924 wurde Pater Lucius nach Korea ausgesandt, wo er schon bald Stationsoberer in Wonsan wurde. Nach dem Umzug nach Tokwon (1927) war Roth ab 1930 Prior des Klosters Tokwon und Provikar. Er lehrte an Gymnasium und Priesterseminar, unterrichtete Koreanisch und übersetzte liturgische Texte in die Landessprache. Zu seinen Schriften gehören unter anderem die Übersetzungen verschiedener Messbücher, Schriften für den Sakramentenempfang, Offizien-Ausgaben, theologische Literatur, ein Führer durch Kirche und Kloster Tokwon sowie eine Grammatik der koreanischen Sprache, die jungen Missionaren die Angst vor dem Koreanischen nehmen sollte.
Bei der gewaltsamen Aufhebung Tokwons durch die kommunistische Regierung am 9. Mai 1949 wurde Pater Lucius verhaftet und ins Gefängnis nach Pjöngjang gebracht. Er starb am 3.Oktober 1950 nach 17-monatiger Kerkerhaft durch Hinrichtung.
Augenzeugen berichten, wie unerschrocken Pater Lucius sich für das Wohl seiner Mitgefangenen einsetzte: Bei einem nächtlichen Verhör beklagte er sich, dass sie nicht wie Menschen, sondern wie Schweine eingesperrt würden und bot an, man solle ihn als Hauptverantwortlichen der ganzen Mission erschießen und die Unschuldigen freilassen. Sein Angebot wurde abgelehnt. Von Pater Lucius Roth stammen auch die letzten Lebenszeichen der ermordeten Korea-Missionare. Seine Briefe aus der Kerkerhaft wurden erst kürzlich in den Archiven von St. Ottilien wiederentdeckt.
Den Anstoß für die Eröffnung eines Seligsprechungsverfahrens lieferte die Wiederentdeckung von Briefen aus dem Gefängnis von Pjönjang in den Archiven von St. Ottilien. Der zum Vizepostulator bestellte Pater Willibrord Driever (St. Ottilien) erstellte daraufhin den „Supplex libellus“. Diese Bittschrift, die unter anderem Kurzbiographien der 36 Märtyrer, Nachweise für deren Martyrium, eine Liste der zu konsultierenden Archive, Hinweise auf die Fama sowie alle Schriften enthält, bildete die Grundlage für die kirchenrechtliche Eröffnung des Prozesses. Da in Nordkorea noch immer eines der härtesten kommunistischen Systeme herrscht, konnte das Verfahren nicht in der Sterbediözese initiiert werden. Stattdessen stellte Abtbischof Simon Ri von Waegwan am 10. Mai 2007 in einer feierlichen Zeremonie ein Dekret aus, durch das die erste Phase des Seligsprechungsprozesses eingeleitet wurde. Kirchenrechtlich eröffnet wurde das Verfahren am 28. Dezember 2009 durch Bischof Jang, Bischof von Chuncheon und Apostolischer Administrator der Diözese Hamheung (Nordkorea). Postulatoren sind die Patres Eduardo Lopez-Tello, Willibrord Driever und Sabbas Ri.
Zu der Märtyrergruppe, die offiziell „Abtbischof Bonifaz Sauer, Pater Benedikt Kim und Gefährten“ heißt, gehören neben den drei Münsterschwarzachern weitere Mönche aus den Klöstern Tokwon, Yenki, St. Ottilien, Schweiklberg und Beuron sowie einige Schwestern und Weltpriester. In Südkorea prüfen nun entsprechende Kommissionen und Fachleute die Angaben und führen Zeugenbefragungen durch. Sobald der Diözesanprozess abgeschlossen ist, werden die Akten nach Rom übersandt, wo der Prozess ein zweites Mal aufgerollt wird. Da es sich bei den 36 Korea-Missionaren um Märtyrer handelt, ist kein gesonderter Wunderprozess notwendig.
Für die Benediktiner von Münsterschwarzach ist die mögliche Seligsprechung von Mitbrüdern aus ihrer Abtei von besonderer Bedeutung. Dennoch gehe es dabei „nicht um die Verherrlichung der beiden Mitbrüder“, so Pater Anselm Grün. Die Seligsprechung sei vielmehr eine „Herausforderung an uns, über unseren Glauben nachzudenken“. So stelle das Glaubenszeugnis der beiden Mitbrüder den Einzelnen vor die Frage, was ihm der Glaube heute bedeute: „Legen wir durch unser ganzes Leben Zeugnis für diesen Glauben ab oder lesen die Menschen bei uns etwas anderes ab?“ Für ein glaubwürdiges christliches Leben bedürfe es keiner „Heldentaten“, und doch lasse sich aus den wenigen Lebenszeichen eine tiefe Spiritualität ablesen: „Offensichtlich waren es Menschen, die mit ihrem Leben im Einklang waren. (…) Ihr Sterben fasst ihr Leben zusammen. Es zeigt, dass der Glaube ihr Leben geprägt hat.“ Aus diesem Grund sei die angestrebte Seligsprechung kein Anlass sich zu rühmen, sondern eine Einladung, „jeden Mitbruder so anzuschauen, dass wir den Glauben in ihm erkennen, der ihn trägt, der hinter allem steht, was er tut. Wir sollten jedem zutrauen, dass er es ernst meint mit seinem Leben als Mönch und als Christ, dass er bei all seiner Brüchigkeit und Begrenztheit doch letztlich Gott sucht und in seinen Stärken und Schwächen durchlässig sein möchte für Christus.“
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