Münsterschwarzach/Oberschwarzach/Würzburg (POW) Wer genau ist dieser Pfarrer Georg Häfner, der am 20. August 1942 in Dachau den Märtyrertod starb? Warum haben ihn die Nationalsozialisten ins Konzentrationslager gesperrt? Was hat ihm die Kraft gegeben, sich so entschieden bis in den Tod für seinen Glauben einzusetzen? Diesen Fragen geht das Oratorium „Häfner – eine Entscheidung“ nach. Derzeit proben rund 140 Beteiligte am Münsterschwarzacher Egbert-Gymnasium für das Werk, das am Samstag, 12. März, in der Pfarrkirche von Häfners letztem Wirkungsort Oberschwarzach im Steigerwald Uraufführung hat.
„Wir wurden vom Bistum Würzburg durch Domdekan Monsignore Günter Putz, den Postulator im Seligsprechungsprozess für Häfner, angefragt, ob wir nicht ein Stück über den künftigen Seligen schaffen wollen“, berichtet Komponist Markus Binzenhöfer. Gemeinsam mit seinem Lehrerkollegen Michael Aust hatte er bereits eine Handvoll Musicals wie „Moses“ und „Salto Mortale“ geschrieben und mit Schülern und Lehrkräften auf die Bühne gebracht. Der Zusage folgte die Suche nach einer Darstellungsform, die dem Thema gerecht wird: „Im Zusammenhang mit dem Thema Tod und Konzentrationslager sind typische Musicalelemente wie treibender Rhythmus und Tanzelemente von vornherein ausgeschlossen“, erläutert Binzenhöfer.
Peter Olschina, wie Aust und Binzenhöfer Deutsch- und Religionslehrer, schuf aus Häfnerbriefen, Verhörprotokollen und Augenzeugenberichten die Textgrundlage, angereichert durch fiktive Begegnungen mit anderen christlichen Persönlichkeiten, die durch die Nationalsozialisten den Tod fanden, wie Alfred Delp, Engelmar Unzeitig, Maximilian Kolbe oder Dietrich Bonhoeffer. Aber auch Dora Wünsch, die standesamtlich angetraute Gattin des Oberschwarzacher Forstwarts Michael Wünsch kommt zu Wort. Die Zivilehe mit ihr hatte das im Sterben liegende NSDAP-Mitglied auf Häfners seelsorgerliche Bitte hin für nichtig erklärt und damit den Unmut der Nationalsozialisten auf sich gezogen. „Das Stück hinterfragt die Motive Häfners, ohne einfache Antworten zu liefern“, sagt Regisseur Aust. Schließlich fiel bei den Drei die Entscheidung, eine zeitgenössische Passion zu schaffen, ein szenisches Oratorium.
Für die szenische Umsetzung stehen nur bedingt Requisiten und Bühnenbild zur Verfügung, da die Aufführungen in Oberschwarzach und Würzburg jeweils in Kirchen stattfinden. „Die Musik gibt zudem das Tempo der Darstellung vor. Das macht es für die Darsteller nicht unbedingt einfacher.“ Mit viel Einsatz arbeiten die Chorsänger, das mit vielen Streichern besetzte Orchester – hier profitiert das Egbert-Gymnasium vom jungen musischen Zweig –, die Darsteller und die Bühnen-, Licht- und Tontechniker an den Feinheiten. Die Faschingsferien sind nahezu komplett für Proben verplant. Musiklehrerin Mechthild Binzenhöfer hat die musikalische Leitung. Ihre Aufgabe ist, die vielen Beteiligten punktgenau zum Klingen zu bringen. Das erfordert die spannende Mischung aus Zitaten bekannter Kirchenlieder und den modernen Klangbildern.
Bei Probentagen auf Burg Rothenfels und nicht zuletzt mit einer Begegnung mit dem Zeitzeugen Hermann Scheipers, der wie Häfner in Dachau inhaftiert war, haben die Schülerinnen und Schüler sich mit der Zeitgeschichte befasst, die im Oratorium einen Widerhall findet. Die Intensität der schauspielerischen Darstellung reißt den Betrachter mitten hinein ins Geschehen: In einer Szene aus dem Konzentrationslager Dachau schreit SS-Mann Imme ohrenbetäubend laut seine menschenverachtenden Befehle, Häfner-Darsteller Matthias Miersch fällt mit einem lauten Schlag zu Boden. Nicht nur in dieser Szene ist spürbar: Die Beschäftigung mit Häfners Leben und Sterben hat etwas bewegt im Denken und Fühlen der Beteiligten; nicht nur bei Miersch, der Häfners Rolle einnimmt: „Für mich ist Georg Häfner ein Vorbild, weil er auch unter den Qualen im KZ für seine Überzeugung eingestanden ist – bis zuletzt.“
Das szenische Oratorium „Häfner – eine Entscheidung“ ist in der Pfarrkirche Oberschwarzach am Samstag, 12. März, um 19 Uhr sowie am Sonntag, 13. März, um 16 Uhr zu sehen. In der Seminarkirche Sankt Michael in Würzburg kommt es am Samstag, 19. März, um 19 Uhr sowie am Sonntag, 20. März, um 16 Uhr zur Aufführung.
* 19. Oktober 1900
† 20. August 1942
Gedenktag: 20. August
Er stirbt am 20. August 1942 im Konzentrationslager Dachau: gequält, ausgehungert, einsam. Pfarrer Georg Häfner (1900-1942) zählt zu den Märtyrern des 20. Jahrhunderts. Papst Benedikt XVI. hat den Würzburger Priester Anfang Juli 2009 offiziell in den Kreis der Märtyrer aufgenommen. „So dürfen wir voller Dankbarkeit der Seligsprechungsfeier am 15. Mai 2011 entgegengehen, denn Pfarrer Häfner hat ein Glaubenszeugnis hinterlassen, das uns die Augen für das Wichtige und Entscheidende in unseren Tagen öffnen kann“, sagt Bischof Dr. Friedhelm Hofmann nach Bekanntwerden der Entscheidung des Papstes.
„Er wurde mehrfach mit Fäusten traktiert, bekam Kinnhacken, so dass er blutete und zu Boden stürzte. Am nächsten Tag ging’s noch einmal in der gleichen Weise so. Als Pfarrer Häfner in Dachau ankam, fielen zwei Posten über ihn her und schlugen ihm ins Gesicht, dass er aus dem Mund blutete. Häfner hat nie geklagt. Im Lager fühlte sich Häfner dauernd von starkem Hunger geplagt, schon im Winter 1941/42. Wahrscheinlich ist, nachdem er mit Wasser behaftet war, Phlegmone entstanden (...). Nach drei Tagen war er eine Leiche. Er ist wohl ganz einsam gestorben.“ Pfarrer August Eisenmann, selbst Lagergefangener in Dachau, beschreibt mit wenigen Worten, was Pfarrer Georg Häfner in Dachau erleidet. Am 12. Dezember 1941 wird Pfarrer Häfner ins Konzentrationslager eingeliefert. Schulverbot, Verhaftung, Verhöre und Schmähungen gehen voraus. Schweigend und betend trägt der Häftling mit der Nummer 28876 das Unrecht. Er opfert das Leiden auf für seine Pfarrgemeinde.