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Seliger Arno (Arn) von Würzburg

Bischof von Würzburg (855-892)

* Geburtsjahr und -ort unbekannt
† 13. Juli 892

Gedenktag: 13. Juli

Kirchenmann oder Kriegsherr? Diese Frage kann man sich bei Bischof Arno von Würzburg sehr wohl stellen. Für die Zeit, in der Arno lebte, war dies allerdings kein Gegensatz und schon gar keine Besonderheit. Bischof Arno verkörpert vielmehr „den Typ von Bischof, der auch in den folgenden Jahrhunderten das Bild der Würzburger Bischöfe und der deutschen Reichsbischöfe überhaupt prägen sollte". (Klaus Wittstadt)

I. Das Leben des sel. Arno

Über Geburtsjahr und Herkunft von Arno (Arn) ist nichts bekannt. Erst mit seiner Weihe zum neunten Bischof von Würzburg tritt der Kirchenmann, der auch politische und militärische Aufgaben übernahm, ins Licht der Geschichte. Im Jahr 855 wurde Arno von Ludwig dem Deutschen, dem König des Ostfrankenreiches, zum Bischof von Würzburg ernannt. Seine Regierungszeit fällt damit in die Zeit der karolingischen Herrscher Lothar, Ludwig II. von Italien, Karl II., Karl III. und Arnulf von Kärnten.

Erbauer des zweiten Würzburger Doms

Die Leistungen Arnos sind – typisch für diese Zeit – auf zwei gänzlich verschiedenen Feldern zu finden: Zum einen tat sich Arno als Baumeister hervor und ging als Erbauer des zweiten Würzburger Doms in die Bistumsgeschichte ein. Am 5. Juni 855 – kurz vor Arnos Ernennung zum Nachfolger Gozbalds auf dem Bischofsstuhl – war der Blitz in den von Bischof Berowelf geweihten Salvatordom eingeschlagen. Der Bau, der an der Stelle des heutigen Neumünster stand und zu den größten Kirchenbauten seiner Epoche zählte, brannte völlig nieder; ein nachfolgendes Unwetter brachte dann auch noch die Mauern des Domes zum Einsturz.
Bischof Arno ließ daraufhin in unmittelbarer Nähe zu Ehren der Frankenapostel einen neuen Dom errichten. Geweiht wurde der dreischiffige spätkarolingische Kiliansdom (basilica sancti Kiliani) vermutlich zwischen 880 und 890. Bei diesem Anlass wurden auch die Kilians-Reliquien in einer feierlichen Prozession in die neue Krypta überführt. Auch außerhalb seiner Bischofsstadt war Bischof Arno als Baumeister tätig: Im Osten seines Bistums ließ er laut Aussage des Geschichtsschreibers Thietmar von Merseburg in zehn Jahren ganze neun Kirchen bauen.

Heerführer im Dienste der Karolinger

Zum anderen war Arno ein aktiver Reichspolitiker und Heerführer. Er nahm an Reichstagen und Reichssynoden teil und beteiligte sich an mehreren Kriegszügen gegen die Sorben, Böhmen, Mährer und Normannen, die in das Land einfielen und große Verwüstungen anrichteten.
Im Auftrag von Ludwig dem Deutschen schlug er die Böhmen in die Flucht, bei einem Feldzug gegen die Böhmen und Mährer im Jahr 872 eilte er einem bayerischen Heer zu Hilfe, er kämpfte an der Seite von Ludwig II. von Italien und Markgraf Heinrich von Friesland. Im Frühsommer 892 zog Arno schließlich zu einem Feldzug gegen die Sorben aus. Am 13. Juli 892 wurde er von slawischen Truppen getötet. Der Leichnam des Bischofs wurde nach Würzburg geführt und dort in „seinem" Dom bestattet.

Märtyrer oder Kriegsgefallener?

Der Geschichtsschreiber Thietmar von Merseburg (+ 1018) beschreibt über 100 Jahre später den Tod Arnos als den eines Märtyrers. Er berichtet, dass Arno am Abend des 13. Juli 892 gerade eine Messe zum Festtag der heiligen Margaretha von Antiochien feierte, als er und seine Männer plötzlich von Feinden umzingelt wurden. Nachdem viele seiner Gefährten niedergemetzelt worden waren, sei er selbst mit der geweihten Hostie in der Hand in den Märtyrertod gegangen. Noch lange nach dem Tod Arnos wollen Zeugen an der Todesstelle Irrlichter gesehen haben. Der Historiker Alfred Wendehorst verweist den Martyriums-Bericht in das Reich der Legende; da man sich in späterer Zeit nicht vorstellen konnte, dass ein Bischof im Kampfgetümmel gestorben ist, habe man ihn auf diese Weise „das Martyrium erleiden lassen".

Über den genauen Ort, an dem Arno seinen Feinden zum Opfer fiel, gibt es keine gesicherten Angaben. Bis heute wollen mehrere Orte in Sachsen der Todesort des Bischofs sein. Einige Forscher vertreten die Meinung, dass es sich um einen Ort unweit des Flusses Chemnitz beim heutigen Klaffenbach handeln könnte. Ein dort befindliches spätmittelalterliches Steinkreuz, in das ein Schwert eingeritzt ist und das im Volksmund „St. Arnokreuz" genannt wird, soll den Ort genauer bezeichnen. Andere Forscher lokalisieren den Todesort von Arno beim heutigen Frankenberg im Nordosten von Chemnitz.

II. Verehrung und Darstellungen

Im Bistum Würzburg wurde Bischof Arno vom Beginn des 16. bis ins 18. Jahrhundert hinein als Märtyrer verehrt; eine weitergehende gesamtkirchliche Verehrung sowie die Kanonisierung wurden ihm allerdings nicht zuteil. Nicht zuletzt aus diesem Grund finden sich nur wenige bildliche Darstellungen Arnos.

III. Bedeutung

Seinen Platz in der Geschichte hat sich Arno schon durch den Bau des neuen Kiliansdoms erworben. Seine Aktivitäten als Heerführer, die aus heutiger Sicht befremdlich erscheinen mögen, muss man vor dem geschichtlichen Hintergrund sehen. Was heute undenkbar ist – nämlich die enge Verflechtung von kirchlichen und politischen Aufgaben – war zur Zeit Arnos gang und gäbe. Staat und Kirche bildeten eine unauflösliche Einheit; für die karolingischen, ottonischen und salischen Herrscher „hat stets und unbestritten der Einsatz für das Reich Gottes die oberste Stelle unter den Herrscherpflichten eingenommen", erläutert Alfred Wendehorst. Umgekehrt haben die Bischöfe Aufgaben wahrgenommen, die man in späterer Zeit als weltlich bezeichnet hat: „Sie erfüllten Aufgaben in der Verwaltung des Reiches, Aufgaben als Diplomaten und auch als Heerführer, ohne dass dies ihrer persönlichen Frömmigkeit Eintrag tun musste." Insofern erfüllte Arno mit seinen Feldzügen keine Militäraktionen, sondern handelte – nach damaligem Verständnis – im Dienste der kirchlichen Mission.

Anja Legge