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"Ich trage es und ihr helft mir dabei durch Euer Gebet, durch Eure Geduld, durch Euer Gottvertrauen, durch Eure Ergebung in den Willen Gottes. Keinem Menschen wollen wir fluchen, keinem etwas nachtragen, mit allen wollen wir gut sein."

Seliger Georg Häfner
Festliche Seligsprechungsfeier für den Märtyrerpriester Georg Häfner im Würzburger Kiliansdom

Langer Applaus für den neuen Seligen

Festliche Seligsprechungsfeier für den Märtyrerpriester Georg Häfner im Würzburger Kiliansdom – Angelo Kardinal Amato verliest Dekret von Papst Benedikt XVI. – Bischof Dr. Friedhelm Hofmann: Würdigung auch für alle ungenannten und unbekannten Zeugen – Feier erstmals in Würzburg

Würzburg (POW) Die Diözese Würzburg hat einen neuen Seligen. Bei einem festlichen Gottesdienst im Würzburger Kiliansdom verlas der Päpstliche Delegat Angelo Kardinal Amato, Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, das Dekret von Papst Benedikt XVI. über die Aufnahme des Würzburger Märtyrerpriesters Georg Häfner (1900-1942) unter die Seligen der Kirche. „Wir gewähren aufgrund unserer Apostolischen Autorität, dass der Diener Gottes Georg Häfner von nun an Seliger genannt werde“, heißt es in dem Schreiben des Papstes. Bischof Dr. Friedhelm Hofmann betonte, mit der Seligsprechung erführen auch all die ungenannten und unbekannten Zeugen ihre Würdigung, die in dieser schweren Zeit ebenfalls treu und konsequent ihren Glauben gelebt und den Nationalsozialisten so Widerstand geboten haben. An der Feier am Sonntagnachmittag, 15. Mai, im Kiliansdom nahmen rund 1700 Menschen teil – unter ihnen Prälat Hermann Scheipers, der mit Häfner im Konzentrationslager Dachau inhaftiert war. Weitere 200 Gläubige verfolgten die Feier im Neumünster sowie auf dem Kiliansplatz mit. Das Bayerische Fernsehen übertrug die Seligsprechung live.

Die festliche Proklamation des neuen Seligen stand gleich am Beginn der über zweistündigen Seligsprechungsfeier, die erstmals in Würzburg stattfand. Mit der Seligsprechung von Pfarrer Georg Häfner strahle Gottes Gegenwart in unserem Leben auf, sagte Bischof Hofmann. Im Lebenszeugnis des Märtyrerpriesters Georg Häfner werde gerade im Konzentrationslager Dachau, einer „Stadt ohne Gott“, Gottes Dasein greifbar. „Da, wo Gottes Gegenwart am wenigsten vermutet wird, leuchtet sie auf einmal in einem Menschen auf, der in der größten Erniedrigung, in Hunger und Schmach Gottes Güte und wehrlose Hingabe lebt.“ Mit dem römischen Postulator Dr. Andrea Ambrosi bat der Bischof den Präfekten der Selig- und Heiligsprechungskongregation, die Seligsprechung des Märtyrerpriesters Georg Häfner zu proklamieren.

Papst: „Dass der Diener Gottes Georg Häfner von nun an Seliger genannt werde“

Bevor Kardinal Amato das Dekret des Papstes verkündete, führte der diözesane Postulator im Seligsprechungsprozess, Domdekan Monsignore Günter Putz, in das Leben Georg Häfners ein und begründete, warum dieser ein Vorbild für den Glauben und ein Seliger der Kirche sei. Häfners Lebenszeugnis bekomme in der Gefangenschaft im Konzentrationslager Dachau seine eigentliche Leuchtkraft. Zuverlässig und authentisch vermittelten Häfners Briefe aus Schutzhaft und Konzentrationslager einen gottergriffenen, christusverbundenen, seelsorglich motivierten Geistlichen, der Gottes Gegenwart an einem Ort äußerer Gottlosigkeit lebendig werden lasse. „So wird in der Leidenszeit in Dachau in der Gestalt Georg Häfners ein Zeuge des Herrn lebendig, der sich ganz und gar in Gott beheimatet weiß. Er, der Gott als Grund seines Lebens erfährt, wird in eine Welt ohne Gott gesandt, um existentiell eine Welt mit Gott aufleuchten zu lassen. Ein Märtyrer der Versöhnung, ein Priester einer innigen Kreuzesliebe, ein Bote des Glaubens steht am Ende vor uns“, betonte Putz.

„Im ausdrücklichen Auftrag Seiner Heiligkeit Papst Benedikt XVI.“ verlas Kardinal Amato daraufhin das Apostolische Schreiben in lateinischer Sprache, „mit dem der Heilige Vater den ehrwürdigen Diener Gottes Georg Häfner in das Verzeichnis der Seligen aufnimmt“. Oberschwarzachs Pfarrer Stefan Mai trug den Text in deutscher Übersetzung vor. Der Papst verfügt die Seligsprechung mit den Worten: „Indem Wir den Wunsch Unseres Bruders Friedhelm Hofmann, Bischof von Würzburg, vieler anderer Brüder im Episkopat und vieler Gläubiger erhören und nachdem Wir auch die Meinung der Kongregation für die Heiligsprechung gehört haben, gewähren Wir aufgrund unserer Apostolischen Autorität, dass der Diener Gottes Georg Häfner, Priester und Märtyrer, der mit Eifer und Klugheit das Evangelium bezeugte, dessen Wahrheit er ohne Zweifel denen verkündete, die seiner pastoralen Sorge anvertraut waren, von nun an Seliger genannt werde und dass sein Fest gefeiert werden kann an den Orten und nach den vom Recht festgesetzten Regeln jedes Jahr am 20. August, dem Tag seiner Geburt zum Himmel.“

Danach wurde das zwei mal drei Meter große, vom Veitshöchheimer Künstler Helmut Booz gemalte Porträt des neuen Seligen in der Apsis des Doms enthüllt. Die Klänge des von Markus Binzenhöfer getexteten und komponierten Häfner-Lieds, „Du wolltest Zeuge sein“, und ein langanhaltender Applaus für den neuen Seligen begleiteten die damit erfolgte Seligsprechung. Nach den Dankesworten an Papst Benedikt XVI. sprach Bischof Hofmann erstmals den neuen Messtext für den jetzt seligen Georg Häfner: „Allmächtiger Gott, im Leben und Wirken des seligen Priesters Georg Häfner hast du der Kirche einen Zeugen deines Erbarmens geschenkt und sein Glaubenszeugnis in der Gefangenschaft als Lebensopfer angenommen. Lass uns durch sein Beispiel die erlösende Liebe deines Sohnes erkennen, dich und die Menschen lieben und besonders den Feinden vergeben.“

Bischof Hofmann: „Der eine Zeuge steht auch für die vielen“

In seiner Predigt bezeichnete Bischof Hofmann das Leben als Pilgerweg zu Gott, als eine Zeit der Prüfungen und auch der Leiden, die auf die kommende Herrlichkeit vorbereiten solle. Der neue Selige Georg Häfner sei ein schlichter, kantiger Mann Gottes gewesen, der seine Hoffnung ganz auf Gottes Dasein ausgerichtet habe. „Er lebte aus der Gewissheit: Gott ist unter uns. Und unser Leben wird vollendet werden, wenn wir uns auf Gott hin orientieren. Pfarrer Häfner war ein Mann des Gebetes und stark im Glauben.“ Aus der Begegnung mit Christus sei Georg Häfner auf dem Kreuzweg im Konzentrationslager Dachau eine bewundernswerte Glaubensfestigkeit zugewachsen. Entschlossen und kraftvoll sei er Christus nachgefolgt bis zur Hingabe des eigenen Lebens. Sein eigenes Leiden habe er für die ihm anvertrauten Menschen aufgeopfert. „In der Hölle von Dachau fanden er und viele seiner Mitgefangenen, die oft genug bestialisch gequält, erniedrigt und zu Tode geschunden wurden, aus dem Gebet und der Feier der Eucharistie die Kraft, um Vergebung zu bitten und Vergebung zu gewähren – selbst den Peinigern“, betonte der Bischof.

Weiter unterstrich Bischof Hofmann, dass es bei dieser Seligsprechung nicht einfach darum gehe, der Schar der Seligen und Heiligen einen weiteren hinzuzufügen, sondern darum, von Georg Häfner zu lernen, wie das Leben besser gelingen könne. Pfarrer Häfners Verwurzelung in Christus und seine Ausrichtung auf den Himmel machten ihn zu einem Anwalt und Zeugen für das wirkliche Leben. „Dazu sind auch wir berufen. Intensives Beten ist kein frommer Luxus, sondern der Weg zur persönlichen Begegnung mit Gott. Nehmen wir uns dafür die nötige Zeit, damit auch wir heute zu einem überzeugenden Glaubenszeugnis finden“, forderte der Bischof.

Wenn Georg Häfner als exemplarischer Zeuge der Glaubenstreue in der schweren Zeit des Nationalsozialismus seliggesprochen werde, erführen damit aber auch all die ungenannten und unbekannten Zeugen ihre Würdigung, die in dieser schweren Zeit ebenfalls treu und konsequent ihren Glauben gelebt und den Nationalsozialisten so Widerstand geboten haben. Dazu zählen nach den Worten des Bischofs die Männer und Frauen, die Priester und Ordensleute, die auch wegen ihres Glaubens und ihres Gewissens Schikane, Repressalien, Verfolgung, Haft und Lager erduldet haben. „So steht hier und heute der eine Zeuge stellvertretend auch für die vielen. Würzburg, Deutschland, ja die ganze Welt darf sich heute mit uns freuen, denn jetzt ist die Zeit der Gnade.“

Gabenprozession mit Häfners Brevier, Kelch und Ziborium

Die Eucharistiefeier zelebrierte Bischof Hofmann zusammen mit dem Apostolischen Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Périsset, Bischof em. Dr. Paul-Werner Scheele, Weihbischof Ulrich Boom, Weihbischof em. Helmut Bauer, Domdekan Günter Putz, Dompfarrer Domkapitular Dr. Jürgen Vorndran, Pfarrer Stefan Mai, Pfarrer Kevin Haule aus der Partnerdiözese Mbinga/Tansania und dem Sprecher des Priesterrats, Pfarrer Alfred Kraus. Bei der Gabenprozession trugen die Karmelitin Schwester Mirjam Gosepath aus dem Kloster Himmelspforten und der Priesterseminarist Jürgen Thaumüller eine Kerze und das Brevier Georg Häfners zum Altar. Der Goldschmiedemeister Michael Amberg brachte das von Häfner bei Ambergs Vater in Auftrag gegebene Ziborium (Hostiengefäß) und Oberschwarzachs Kirchenpfleger Karl Helmich den Kelch, mit dem Häfner als Pfarrer von Oberschwarzach oft die heilige Messe gefeiert hatte. Die beiden Oberschwarzacher Kommunionkinder Eva Kraus und Benedikt Dörflein reichten Bischof Hofmann schließlich Wein und Wasser für die Eucharistiefeier.

In seinem Schlusswort rief Kardinal Amato auf, die Märtyrer nachzuahmen und heiligmäßig zu wachen in der Treue zum Taufversprechen. Papst Benedikt XVI. sei besonders bewegt von der auferbauenden Vorstellung dieses Märtyrerpriesters, seines Zeitgenossen. „Georg Häfner lehrt uns stark zu sein im Glauben, keine Angst zu haben vor denen, die die Kirche und ihre Diener erniedrigen mit Verleumdungen und Verfolgungen.“ Die Geschichte zeige, wie die katholischen Priester zu jeder Zeit und in jedem Teil der Erde immer Zeugnis gegeben hätten für die wahre Heiligkeit, indem sie die Menschheit zum Guten und Wahren erzogen haben, in der Verteidigung der fundamentalen Rechte jeder menschlichen Person, zum Leben und zur Gewissensfreiheit.

Den Abschluss der Feier bildete ein Zug der Bischöfe und Priester zum Urnengrab des Seligen in der Kiliansgruft der Neumünsterkirche. Dort entzündete Bischof Hofmann eine Kerze und betete am Grab Georg Häfners. Für die musikalische Gestaltung sorgten unter Leitung von Domkapellmeister Martin Berger der Würzburger Domchor und das Bläserensemble der Dommusik. Der Chor des Egbert-Gymnasiums Münsterschwarzach unter Leitung von Mechthild Binzenhöfer sang Psalmtexte aus dem Oratorium „Häfner – Eine Entscheidung“, das die Schüler in den vergangenen Wochen in Oberschwarzach, Würzburg und Münsterschwarzach mit großem Erfolg aufgeführt hatten. Die Orgel spielte Domorganist Professor Stefan Schmidt. Weiter wirkten die Kreuzbruderschaft Würzburg und die Studentenverbindung Unitas Hetania mit, bei denen Häfner Mitglied war.

Zahlreiche Ehrengäste aus Kirche, Politik und Justiz

Vor Beginn der Feier hieß Generalvikar Dr. Karl Hillenbrand die zahlreichen Gäste aus Kirche, Politik und Justiz willkommen. „Uns alle verbindet die Freude über einen Priester, dessen Glauben sich in schwerer Zeit bewährt hat und dessen Haltung auch uns Hoffnung vermitteln kann“, sagte Hillenbrand. Besonders hieß er Kardinal Amato, Erzbischof Jean-Claude Périsset, Päpstlicher Nuntius in Deutschland, Bischof Dr. Gregor Maria Hanke (Eichstätt), Bischof em. Dr. Anton Schlembach (Speyer), die Weihbischöfe Werner Radspieler (Bamberg), Wolfgang Bischof (München) sowie Vertreter der Diözesen Dresden, Erfurt, Limburg, Regensburg und Passau willkommen. Sein Gruß galt weiter Prälat Scheipers, Abt Michael Reepen aus Münsterschwarzach, allen Ordensgemeinschaften, Priestern und den Vertretern des Diözesanrats.

Als ein besonders berührendes Zeichen sehe er es, dass Dr. Josef Schuster als Vorsitzender der Israelitischen Kultusgemeinde Würzburg sowie als Präsident des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern an dieser Feier teilnehme, sagte der Generalvikar. „Wenn wir in Georg Häfner einen Glaubenszeugen verehren, der in der Nazidiktatur ums Leben kam, dann können wir seiner nur angemessen gedenken, wenn wir seine Gestalt zusammen mit allen Opfern dieses Unrechtssystems sehen und dabei besonders der Millionen jüdischer Menschen gedenken, deren Leben damals brutal und gewaltsam ausgelöscht wurde.“ Hillenbrands Gruß galt weiter dem evangelischen Dekan Michael Wehrwein und Vertretern der Ökumene.

Seitens der Politik nahmen Landtagspräsidentin Barbara Stamm, die Abgeordneten Günther Felbinger, Dr. Otto Hünnerkopf, Oliver Jörg, Thomas Mütze und Harald Schneider, Regierungspräsident Dr. Paul Beinhofer, der Würzburger Oberbürgermeister Georg Rosenthal mit seinen Stellvertretern, die Landräte der Kreise Haßberge und Rhön-Grabfeld, Rudolf Handwerker und Thomas Habermann, sowie zahlreiche Kreisräte und Bürgermeister aus unterfränkischen Gemeinden teil. Schließlich würdigte der Generalvikar die große Präsenz von Persönlichkeiten aus dem Bereich der Justiz mit Generalstaatsanwalt Clemens Lückemann, dem Präsidenten des Oberlandesgerichts Bamberg, Peter Werndl, der Präsidentin des Landgerichts Würzburg, Anna Maria Stadler, der Präsidentin des Sozialgerichts Würzburg, Dr. Irmgard Kellendorfer, Polizeipräsidentin Liliane Matthes und Polizeidirektor Werner Freidhof aus Würzburg.

Nach der Feier der Seligsprechung schloss sich ein Empfang auf dem Kiliansplatz an. Zum Ausschank kam dabei unter anderem ein Wein aus Oberschwarzach, wo Georg Häfner zuletzt Pfarrer war: ein 2010er Kammerforster Teufel, Müller-Thurgau, Kabinett. Im Bistum Würzburg erklang nach dem Gottesdienst in allen Gotteshäusern Festgeläute.

Kurze Vita des Seligen Georg Häfner

Georg Häfner wurde am 19. Oktober 1900 in Würzburg geboren und erhielt dort am 13. April 1924 in der Michaelskirche die Priesterweihe. Nach Kaplanstätigkeit in Motten (1924), Goldbach und Mürsbach (1925) sowie Altglashütten (1928 bis 1934) wurde er Pfarrer in Oberschwarzach. Sein unbeirrtes und mutiges Eintreten für die Kirche führte nach Denunziationen zu Vernehmungen durch das NS-Regime und schließlich zur Inhaftierung im Oktober 1941. Am 12. Dezember 1941 wurde Häfner im Konzentrationslager Dachau eingeliefert. Nach großem Leiden durch Krankheit, Unterernährung und Misshandlung starb er dort am 20. August 1942. Seine Urne wurde zunächst am 18. September 1942 im Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt. Am 9. Dezember 1982 wurde sie unter Beisein von Bischof Dr. Paul-Werner Scheele in die Krypta der Neumünsterkirche überführt. Am 23. Juli 1992 wurde das Bischöfliche Erhebungsverfahren zur Seligsprechung eingeleitet. Den Antrag hatten 1985 die Dachauer Priestergemeinschaft und der Priesterverein der Diözese Würzburg gestellt. Das Verfahren wurde am 31. Mai 2002 abgeschlossen. Danach wurden die Unterlagen an die Selig- und Heiligsprechungskongregation in Rom weitergegeben, wo sie geprüft wurden. Am 6. Februar 2009 erfolgte das Votum der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, am 3. Juli 2009 die Anerkennung als Märtyrer durch Papst Benedikt XVI. Am 15. Mai 2011 wurde Georg Häfner im Würzburger Kiliansdom seliggesprochen.